Der Welt-Rheumatag wird seit 1996 veranstaltet – ursprünglich ins Leben gerufen von der Selbsthilfe-Dachorganisation „Arthritis and Rheumatism International“. Jährlich am 12.10. wird diese Erkrankung ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Damit verbundene Aktionen sind zum Beispiel in Deutschland bundesweite Telefon- und Chataktionen zur Information Betroffener und Interessierter (z.B. durch die Deutsche Rheuma-Liga zum Thema „Therapie bei Rheuma – Neuester Stand“). Entzündlich-rheumatische Erkrankungen werden zu den Erkrankungen des Immunsystems gerechnet und verlaufen häufig chronisch. Oft sind die Bewegungsorgane betroffen, was zu Schmerzen in den entsprechenden Gelenken und umgebenden Geweben führt. Betroffene leiden unter einer Einschränkung der Lebensqualität durch Bewegungseinschränkungen und Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber und Gewichtsverlust. Die Erkrankung verläuft bei vielen Patienten schubweise1.
Es wird geschätzt, dass weltweit etwa 0,24% der Menschen betroffen sind. Dieser Wert scheint sich seit 1990 nicht deutlich verändert zu haben, so ein Ergebnis der Global Burden of Disease-Studie von 2010. Aufgrund der weltweit steigenden Bevölkerungszahl und der steigenden Lebenswartung, ist die Krankheitslast aber insgesamt angestiegen, weil Menschen länger mit der Erkrankung leben und somit die Anzahl der in Krankheit verbrachten Jahre (disability adjusted life-years, DALYs) angestiegen ist2.
Im Vergleich zu den weltweiten Zahlen, ist die Prävalenz in Deutschland mindestens doppelt so hoch und liegt schätzungsweise bei 0,5% bis 0,8% der Bevölkerung. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen als Männer und erkranken in der Regel auch früher als diese: jährlich erkranken etwa 20-30 von 100.000 Männern und 40-60 von 100.000 Frauen neu an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Weitere Einflussfaktoren neben Geschlecht und Alter sind Tabakgebrauch, die genetische Disposition und zu einem kleinen Anteil auch die Ernährung1.
Eine grundsätzliche Heilung rheumatischer Erkrankungen ist bis heute nicht möglich. Die Diagnose sollte allerdings so früh wie möglich gestellt werden, weil dann die besten Chancen bestehen, durch eine Therapie positive Ergebnisse zu erzielen. Laut der DGRh-Leitlinie zum Management der frühen rheumatoiden Arthritis sollte frühzeitig mit einer medikamentösen Basistherapie begonnen werden (DMARD=Disease Modifying Anti-Rheumatic Drug) –d.h. innerhalb der ersten 6 Monate nach Beschwerdebeginn, da die Schäden an den Gelenken in dieser Zeit sehr schnell voranschreiten. Weitere medikamentöse Behandlung erfolgt z.B. durch Glucocorticoide (Kortison) und Gelenkinjektionen zur Linderung der Entzündungen sowie Nichtsteroidale Antirheumatika zur Schmerzlinderung. Opioid-Analgetika kommen nur in Ausnahmefällen in Frage und erst, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Zusätzlich wird empfohlen, dass die Patienten von Beginn an durch multidisziplinäre Teams betreut werden sollten (psychosoziale, arbeitsbezogene, verhaltenstherapeutische und krankheitsbezogene finanzielle Unterstützung). Zu den nicht-medikamentösen Interventionen werden in der DGRh-Leitlinie z.B. Physiotherapie, Bewegungstherapie, Hydro-Therapie empfohlen, sowie auf die Relevanz psychologischer Begleitung und ausführlicher Patienteninformationen eingegangen. Aufgrund nur weniger Forschungsergebnisse in Bezug auf alternative Verfahren geben die Autoren der Leitlinie hierzu keine Empfehlungen ab. Sämtliche eingeschlossene Untersuchungen bezogen sich außerdem nicht auf das frühe Stadium der Erkrankung3.
Das Fibromyalgie Syndrom (FMS), dessen Zuordnung bzw. Abgrenzung vom Weichteil-Rheumatismus kontrovers diskutiert wird, zeichnet sich insbesondere durch chronische generalisierte Muskelschmerzen aus. Das Ganzkörper-Schmerzsyndrom wird zudem häufig von Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Reizdarm, Kopfschmerzen, wechselnden Stimmungslagen, depressiven Episoden und einer psychophysischen Leistungsminderung begleitet. In einer aktuellen Publikation von Albers und Kollegen4 konnte ein positiver Effekt von Osteopathie auf die FMS-Symptomatik beobachtet werden. In der randomisierten kontrollierten Studie wurden die Daten von insgesamt 50 Patienten ausgewertet. Innerhalb eines 12-wöchigen Zeitraums erhielten die Patienten entweder zehn befundorientierte osteopathische Behandlungen oder zehn General Osteopathic Treatment- Behandlungen. Teilnehmer der Kontrollgruppe wurden erst im Anschluss an den Interventionszeitraum behandelt (Wartelisten-Design). Es zeigte sich eine signifikante Reduktion der Schmerzintensität in beiden osteopathischen Interventionsgruppen gegenüber der Kontrollgruppe. Zwischen den beiden Therapieansätzen ergaben sich jedoch keine signifikanten Unterschiede. Die Druckschmerzschwelle und die Krankheitsschwere (Fibromyalgia Impact Questionnaire [FIQ]) konnten durch Osteopathie nicht signifikant beeinflusst werden. Dennoch zeigte die Veränderung des FIQ-Scores nach 10 osteopathischen Behandlungen eine klinisch relevante positive Tendenz gegenüber der Kontrollgruppe. Die Druckschmerzschwelle veränderte sich in den Interventionssgruppen ebenfalls positiv.
Referenzen:
1 Zink A, Minden K, List SM 2010: Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Heft 49 – Entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt 2010
2 Cross et al. 2014: The global burden of rheumatoid arthritis: estimates from the global burden of disease 2010 study. Ann Rheum Dis. 2014 Jul;73(7):1316-22
3 Schneider et al. 2011: Interdisziplinäre Leitlinie – Management der frühen rheumatoiden Arthritis. 3. Überarbeitete und erweiterte Auflage, Springer Verlag 2011. Verfügbar unter:
4 Albers J, Jäkel A, Wellmann K, von Hehn U, Schmidt T. Effectiveness of 2 Osteopathic Treatment Approaches on Pain, Pressure-Pain Threshold, and Disease Severity in Patients with Fibromyalgia: A Randomized Controlled Trial. Complement Med Res. 2017 Sep 12. doi: 10.1159/000464343. [Epub ahead of print]