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Randomisierte kontrollierte Studie bestätigt Effektivität osteopathischer Behandlung

Migräne ist ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, weltweit ist es laut der Global Burden of Disease Study die dritthäufigste Erkrankung. Die Prävalenz in europäischen Ländern beträgt zwischen 10 und 15%. Die Erkrankung beeinträchtigt das Leben der Betroffenen stark und hat auch, z.B. durch Fehlzeiten bei der Arbeit, hohe gesellschaftliche Kosten.

Italienische Wissenschaftler rund um Francesco Cerritelli, den derzeitigen Präsidenten der italienischen COME Collaboration (Centre for Osteopathic Medicine), haben die Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen bei Migräne untersucht. In ihrer 3-armigen klinischen Studie konnten sie zeigen, dass eine osteopathische Behandlung Schmerzen und die Anzahl von Migränetagen deutlich reduziert. Die Studie wurde im Frühjar 2016 auch auf Deutsch in der Fachzeitschrift „Osteopathische Medizin“ im Elsevier-Verlag veröffentlicht.

Studiendesign und Teilnehmer

Insgesamt wurden 105 Patienten der neurologischen Klinik eines Krankenhauses in Ancona, Italien, in diese Studie eingeschlossen. Bei allen lag die Diagnose einer chronischen Migräne (nach Kriterien der International Classification for Headache Disorders) vor: primäre Kopfschmerzen mit einer Dauer von mind. 15 Tagen im Monat, seit mindestens 12 Monaten; die Patienten waren stationär aufgenommen und zwischen 18 und 60 Jahren alt. Die Patienten sollten keine alternativen Behandlungsansätze erhalten und auch noch keine osteopathische Behandlung erhalten haben.

Die Patienten wurden zufällig auf 3 Gruppen aufgeteilt (Blockrandomisierung, sodass in allen Gruppen die gleiche Anzahl der Patienten ist):

  1. Osteopathie + Medikamente
  2. Scheinbehandlung + Medikamente
  3. Kontrollgruppe: Ausschließlich Medikamente.

 

Die Behandlung dauerte jeweils 6 Monate. Dabei wurden für die osteopathische Behandlung, die insgesamt acht Termine umfasste, folgende Techniken angewandt: myofascialer Release, BLT, BMT (Membranspannungsausgleich) und Kraniosakraltherapie. Die Behandlungen erfolgten bedarfsbasiert, orientierten sich also an den jeweiligen Befunden. Die Scheinbehandlung bestand aus leichtem Berühren verschiedener Bereiche des Körpers mit dem Patienten in Rückenlage. Beide Behandlungen dauerten jeweils 30 Minuten.

Einfluss auf die Kopfschmerzen und deren Häufigkeit

Als Zielgrößen wurden folgende Parameter untersucht: Auswirkungen der Kopfschmerzen auf den Alltag des Patienten, gemessen mit den Headache-Impact-Test (HIT-6 Fragebogen; mögliche Werte zwischen 36 (keine Beeinträchtigung) und 78 (sehr starke Beeinträchtigung); ab einer Differenz von 2,3 Punkten gilt ein klinisch relevanter Unterschied), Anzahl der Migränetage, Schmerzintensität, Ausmaß der Notfallmedikation und funktionelle Beeinträchtigung mittels eines Migränetagebuches.

Die Auswirkungen der Kopfschmerzen auf den Alltag der Patienten verringerten sich in der Osteopathiegruppe signifikant. Auch in der Scheinbehandlungsgruppe kam es zu einer signifikanten, aber geringeren, Reduktion der Beeinträchtigung. Im Vergleich zur Scheinbehandlung reduzierte sich der HIT-6 Wert in der Osteopathie-Gruppe um 4,8 Punkte mehr, im Vergleich zur Kontrollgruppe um 8,4 Punkte mehr, womit ein klinisch relevanter Unterschied auch zwischen den Gruppen erreicht wurde.

Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass sich die durchschnittliche Anzahl der Migränetage im Monat in der Osteopathie-Gruppe kontinuierlich von etwa 22,5 Tagen auf 1,2 Tage am Ende des Behandlungszeitraums verringerte. Die Patienten in der Scheinbehandlungsgruppe hatten ebenfalls zu Beginn durchschnittlich 22,3 Migränetage im Monat, am Ende der Behandlung immer noch durchschnittlich 18,6 Migränetage im Monat, in der Kontrollgruppe gab es keine Reduktion. Diese deutlichen Unterschiede zwischen den Gruppen waren auch statistisch signifikant. Weiterhin unterschieden sich die Anzahl der Notfallmedikation, sowie die Schmerzintensität signifikant am Ende der Behandlung.

Diese methodisch sehr sorgfältig geplante und durchgeführte Studie zeigt also deutlich die Bedeutung osteopathischer Behandlung der Migräne. Die Autoren verweisen weiterhin auf die gesundheitspolitische Bedeutung, indem durch den Einsatz osteopathischer Behandlungen die Medikamenteneinnahme der Patienten reduziert werden kann.

 

Referenz: Cerritelli F, Ginevri L, Messi G, Caprari E, Di Vincenzo M, Renzetti C, Cozzolino V, Barlafante G, Foschi N, Provinciali L: Clinical effectiveness of osteopathic treatment in chronic migraine: 3-Armed randomized controlled trial. Complement Ther Med. 2015 Apr;23(2):149-56.

Online Verfügbar unter: http://www.complementarytherapiesinmedicine.com/article/S0965-2299(15)00012-6/abstract (Zugriff am 22.09.2016)

Dt. Übersetzung erschienen in der Fachzeitschrift Osteopathische Medizin: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1615907116600059 (Zugriff am 22.09.2016)

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