Autorin: Julia Günther-Borstel (B.Sc. Ost.)
 
Hintergrund:
Sportklettern zählt zu den Sportarten mit steigender Aktivenzahl und steht in Hinblick auf sein Olympisches Debut 2020 in neuem medialen Fokus. Mit der Zahl aktiver Sportler steigt auch die Prävalenz von Verletzungen und Überlastungsschäden, bei denen die Finger am häufigsten betroffen sind. Aus sportmedizinischer Perspektive werden bei Überlastungsbeschwerden meist konservative Therapieansätze wie Trainingspause, antiphlogistische Medikation und eine Tapeversorgung empfohlen, was jedoch nicht von allen Sportlern akzeptiert wird. Um die besondere Klientel der Sportkletterer adäquat therapeutisch zu versorgen, könnte der ganzheitliche osteopathische Ansatz eine gute Möglichkeit darstellen.
 
Methodik:
In einer systematischen Literaturrecherche in 17 Recherchemedien, darunter medizinische und osteopathische Datenbanken, sportartspezifische Websites und sportmedizinische sowie osteopathische Fachzeitschriften (z. B. MEDLINE, OSTMED.DR, DAV, ISFC, Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, IJOM), wurde über geeignete Suchwortkombinationen wie z. B. climb* AND finger AND osteopath* der Forschungsstand zu osteopathischen Behandlungsansätzen, relevanten Zielparametern und prädispositionierenden Faktoren bei kletterassoziierten Überlastungsschäden der Finger evaluiert.
 
Ergebnisse:
Von insgesamt 1952 Treffern wurden fünf relevante inkludiert, darunter drei nicht-publizierte Interventionsstudien, eine Fragebogenstudie und ein Interview. Zwei Studien untersuchten lokale direkte und indirekte osteopathische Techniken für die Finger, die dritte bezog die Behandlung der Unterarmfaszien und der oberen Brustwirbelsäule mit ein. In allen Studienzeiträumen konnten positive Entwicklungen der Symptomatik gemessen werden. Die Fragebogenstudie und das Interview bestätigen, dass Osteopathie in der Behandlung von Kletterern ein effektiver Ansatz ist.
 
Schlussfolgerung:
Der Forschungsbedarf ist in Hinblick auf das wachsende Interesse am Klettersport hoch. Die lokalen osteopathischen Ansätze zeigen in der Behandlung von Überlastungsschäden der Finger positive kurzzeitige Tendenzen. Insbesondere die umfassende osteopathische Diagnostik und Diskussion prädispositionierender bzw. beteiligter Faktoren kommt in der bestehenden Literatur zu kurz.
 
Foto: Tobias Dupuis / Quelle: Superblock (www.superblock.nrw)
 
 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert