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Therapie von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern mit besonderen medizinischen Bedürfnissen

In der Behandlung von ADHS gibt es trotz klarer Empfehlungen durch medizinische Leitlinien große Unterschiede in der therapeutischen Versorgung der Kinder. 2011 wurde von der American Academy of Pediatrics (AAP) für die Behandlung von Kindern im Vorschulalter die Verhaltenstherapie als Behandlung erster Wahl empfohlen, die mit kurzwirksamem Methylphenidat ergänzt werden kann, sofern sich die Symptome nicht ausreichend verbessern. Für die Therapie älterer Kinder wird eine rein medikamentöse Behandlung vorgeschlagen. Eine Kombinationstherapie aus Medikamenten und Verhaltenstherapie wird vor allem bei Kindern im Grundschulalter empfohlen. Amerikanische Wissenschaftler werteten nun Daten aus dem National Survey of Children with Special Health Care Needs aus, in dem Eltern zwischen 2009 und 2010 zur Gesundheitsversorgung ihrer Kinder befragt worden sind. Aus über 40 000 vollständigen Interviews wurden 9459 Kinder im Alter zwischen 4 und 17 Jahren mit besonderen health care Bedürfnissen und diagnostizierter Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung identifiziert und auf ihre therapeutische Versorgung hin analysiert.
74% der Kinder erhielten in der letzten Woche vor der Befragung Medikamente, 44% wurden im vergangenen Jahr verhaltenstherapeutisch versorgt und 10,2% nutzten Nahrungsergänzungsmittel für ADHS im letzten Jahr vor dem Interview. Insgesamt wurden 87,3% der Kinder in der vergangenen Woche medikamentös oder im letzten Jahr verhaltenstherapeutisch behandelt (beides: 30,7%; nichts: 12,7%). Von den Kindern mit besonderen Bedürfnissen und ADHS im Vorschulalter erhielten 25,4% eine reine medikamentöse Behandlung, 31,9% wurden rein verhaltenstherapeutisch behandelt, 21,2% erhielten beide Therapieformen und 21,4% keine der Behandlungen. Zur medikamentösen Therapie wurden am häufigsten (85,5%) ZNS-Stimulantien eingesetzt, gefolgt vom selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Atomoxetin.
Die Autoren fassen zusammen, dass die meisten Kinder mit ADHS entweder medikamentös oder über eine Verhaltenstherapie behandelt werden, weniger als ein Drittel erhielten beide Therapieformen. Eine Kombinationstherapie wurde am häufigsten bei Kindern mit schwerer ADHS und bei Kindern mit Komorbiditäten eingesetzt. Nur etwa die Hälfte der amerikanischen Vorschulkinder mit ADHS wurde verhaltenstherapeutisch versorgt, was die AAP als Behandlung erster Wahl für diese Altersgruppe empfiehlt.

Referenz: Visser SN, Bitsko RH, Danielson ML, Ghandour RM, Blumberg SJ, Schieve LA, Holbrook JR, Wolraich ML, Cuffe SP. Treatment of Attention Deficit/Hyperactivity Disorder among Children with Special Health Care Needs. J Pediatr. 2015;166(6):1423-1430.e2. doi: 10.1016/j.jpeds.2015.02.018.

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