Lokale fasziale Manipulation reduziert die Schmerzwahrnehmung und verbessert die Mobilität der Niere bei Patienten mit Schmerzen im unteren Rücken.
Schmerzen im unteren Rücken sind durch ihre weite Verbreitung und insbesondere die hohen Gesundheitskosten von weltweitem Interesse. In der vorliegenden klinischen Studie wurde über Ultraschalldiagnostik die Nierenmobilität zwischen Personen mit und ohne Rückenschmerzen verglichen. Zusätzlich wurde der Effekt einer osteopathischen faszialen Manipulation (OFM), bestehend aus der Still Technik (ST) und dem Fascial Unwinding (FU) auf die Nierenmobilität bei Patienten mit unspezifischem unteren Rückenschmerz (engl. low back pain = LBP) untersucht.
Tozzi und Kollegen führten bei 101 asymptomatische Personen (30 Frauen, 71 Männer) im mittleren Alter von 38.9 ± 8 Jahren sowie 140 Teilnehmern (66 Frauen und 74 Männer, 39,3 ± 8 Jahre) mit unspezifischem LBP ein abdominales Ultraschall durch. Die Strecke zwischen dem oberen Nierenpol der rechten Niere und dem ipsilateralen Crus diaphragmaticus wurde sowohl bei maximaler Einatmung (RdE) als auch bei maximaler Ausatmung (RdA) vermessen. Das Verhältnis zwischen RdA-RdE ergab den Kidney Mobility Score (KMS, ein Maß für die Nierenmobilität). Die Gruppe der Rückenschmerzpatienten wurde randomisiert in eine Experimentalgruppe (n= 109) und 31 Kontrollgruppe (n= 31) unterteilt. Für beide Gruppen wurde die Differenz zwischen RdA und RdE vor und nach der Behandlung verglichen, um den effektiven Umfang der Nierenbeweglichkeit zu erheben. Zusätzlich zur Ultraschall-Untersuchung füllten die Patienten den Schmerz-Fragebogen SF-MPQ (Short-Form McGill Pain Assessment Questionnaire) am Tag der Rekrutierung und drei Tage nach der Behandlung aus.
Die Rückenschmerzpatienten wurden in zuvor identifizierten Regionen des thorakolumbalen Bereichs mit einer 2- minütigen Still Technik und einem 90- sekündigen Fascial Unwinding behandelt. Die Kontrollgruppe erhielt für ebenfalls 3,5 Minuten eine Scheinbehandlung.
Die statistische Auswertung ergab eine signifikante Differenz (p< 0,05) zwischen dem Kidney Mobility Score der asymptomatischen Teilnehmer (1,92 mm, ±1,14) und den Patienten mit LPB (1,52 mm, ±0,79). Die ANOVA mit Messwiederholung zeigte eine hochsignifikante Differenz (p< 0,0001) zwischen den KMS-Werten vor und nach der Behandlung sowie der Scores im SF-MPQ der Experimentalgruppe verglichen mit der Kontrollgruppe.
In der untersuchten Stichprobe wiesen Personen mit unspezifischem unterem Rückenschmerz eine verringerte Nierenmobilität im Vergleich zu den asymptomatischen Studienteilnehmern auf. Eine einmalige osteopathische Manipulation erwies sich als effektiver manueller Ansatz, um bei Patienten mit unspezifischem low back pain kurzfrisitg die Nierenmobilität zu verbessern und die Schmerzwahrnehmung zu verringern. Die Autoren vermuten als Pathomechanismus und damit auch als Grundlage für den Behandlungserfolg viszero-somatische bzw. somato-viszerale Wechselwirkungen.
Referenz: Tozzi P, Bongiorno D, Vitturini C: Low back pain and kidney mobility: local osteopathic fascial manipulation decreases pain perception and improves renal mobility. Journal of Bodywork & Movement Therapies (2012) 16, 381 – 391