Macht Bewegung glücklich? Aktive Menschen haben eine bessere psychische Gesundheit. Aber: Viel hilft nicht immer viel!
Hintergrund: Es ist bekannt, dass Bewegung das Risiko für die Gesamtmortalität, kardiovaskuläre Erkrankungen, Schlaganfall und Diabetes verringert. Der Zusammenhang mit psychischer Gesundheit ist noch nicht ausreichend geklärt. Ziel der Untersuchung war, die Assoziation zwischen körperlicher Aktivität und der Belastung der mentalen Gesundheit in einer großen Stichprobe herauszuarbeiten, um den Einfluss von Trainingsart, -frequenz, -dauer und –intensität zu verstehen.
Methoden: In einer Querschnittsstudie in den USA wurden Daten von 1 237 194 Personen im Alter ab 18 Jahren analysiert. Es wurde die Anzahl der Tage selbstberichteter schlechter psychischer Gesundheit (Stress, Depression und emotionale Probleme) zwischen Individuen, die sich sportlich betätigten und Personen, die nicht trainierten verglichen. Dazu wurde ein exaktes nicht-parametrisches Matching-Verfahren verwendet, um die zwei Gruppen hinsichtlich Alter, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Familienstand, Einkommen, Bildungsniveau, BMI-Kategorie, selbstberichtete physische Gesundheit und vorherige Diagnose einer Depression zu balancieren. Mit einer Regressionsanalyse, angepasst auf mögliche Confounder, wurden die Effekte von Trainingsart, -frequenz, -dauer und –intensität untersucht und multiple Sensitivitätsanalysen durchgeführt.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 75 Bewegungsformen registriert. Personen, die sich regelmäßig bewegten, hatten 1,5 (43,2%) weniger Tage schlechter mentaler Gesundheit im vergangenen Monat als Individuen, die nicht trainierten (2,0 Tage vs. 3,4 Tage). Alle Aktivitätsformen waren assoziiert mit einer geringeren Belastung der psychischen Gesundheit (minimale Reduktion von 11,8% und maximale Reduktion von 22,3%) im Vergleich zu keinem Training. Der stärkste Zusammenhang konnte bei populären Team-Sportarten (22,3% weniger), Radfahren (21,6% weniger), sowie Training im aeroben Bereich und im Fitnessstudio beobachtet werden. Aber auch Wassersport und Haushalts- und Erholungsaktivitäten zeigten einen positiven Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit der Befragten. Trainingseinheiten von 30- 60 min mit der Häufigkeit von 3- 5 Mal pro Woche waren im Vergleich zu seltenerem bzw. häufigerem Training mit der größten Reduktion der Tage mit schlechtem psychischen Befinden assoziiert. Exzessive Trainingseinheiten von mehr als 3 Stunden standen jedoch im Zusammenhang mit einem schlechteren mentalen Status als Inaktivität.
Interpretation: In dieser großen US-amerikanischen Stichprobe konnte ein signifikanter und bedeutungsvoller Zusammenhang zwischen körperlicher Bewegung und selbstberichtetem mentalen Gesundheitsstatus im vergangenen Monat beobachtet werden. Dieser Zusammenhang ist unabhängig von Alter, Ethnizität, Geschlecht, Einkommen und Bildungsgrad. Mehr Training war dabei jedoch nicht immer besser. Deutlich ist, dass Teamsportarten anderen Aktivitätsformen überlegen waren. Dies könnte über die soziale Komponente erklärt werden. Es kann jedoch keine Aussage über den Kausalzusammenhang getroffen werden, da beispielsweise für das Durchführen regelmäßiger körperlicher Aktivität auch ein gewisses Maß an psychischer Gesundheit gewährleistet sein muss. Die Studiendaten werden genutzt, um Trainingsempfehlungen zu personalisieren, da Art, Dauer und Häufigkeit der Aktivität eine wichtige Rolle spielen.
Referenz:
Chekroud SR, Gueorguieva R, Zheutlin AB, Paulus M, Krumholz HM, Krystal JH, Chekroud AM. Association between physical exercise and mental health in 1·2 million individuals in the USA between 2011 and 2015: a cross-sectional study. The Lancet Psychiatry, 2018; DOI: 10.1016/S2215-0366(18)30227-X
Mehr zur Studie bei Science Daily…
https://www.sciencedaily.com/releases/2018/08/180808193656.htm