Heute wollen wir an Carl Philip McConnell (1874-1936) erinnern, einer der US-amerikanischen Pioniere der Osteopathie. Nachdem er selbst erfolgreich von A.T. Still bei einem Augenleiden behandelt wurde, entschied er sich ebenfalls Osteopath zu werden und nahm 1894 an der American School of Osteopathy sein Studium auf. Neben seiner darauffolgenden langjährigen therapeutischen Tätigkeit, war er für verschiedene Schulen als Dozent tätig, war Präsident der American Osteopathic Association, Direktor des A.T. Still Research Institutes sowie Herausgeber des Journal of Osteopathy. Er veröffentlichte mehrere Fachbücher und insgesamt über 250 Artikel.
Im Jahr Januar 1917, also vor ziemlich genau 101 Jahren, veröffentlichte er einen Artikel über die Relevanz von Prinzipien, die man bei der bei der osteopathischen Behandlung stets beachten sollte.
McConell leitet den Artikel damit ein, dass Studierende hauptsächlich daran interessiert seien, die korrekte Ausführung von Techniken auswendig zu lernen. Dabei scheinen sie aber häufig aber ganz grundlegende Dinge zu vergessen, die viel wichtiger seien: die zugrundliegenden Prinzipien von Diagnose und Technik. Das alleinige Auswendiglernen reiche nicht aus, um ein wirkliches Verständnis der effektiven Behandlung zu bekommen. Darüber hinaus müsse man wissen, bzw. verstehen, warum eine bestimmte Technik oder Herangehensweise sinnvoll ist. So würde das Auswendiglernen von technischen Abfolgen überflüssig.
Der erste wichtige Schritt dafür sei es, die Struktur und Funktion eines Gelenkes, seine zugrundeliegenden Dynamiken und Verbindungen zu den übrigen Teilen des Körpers zu kennen. Darüber hinaus müssten die (bio-)mechanischen Grundlagen beherrscht werden. Hinzu komme die Entwicklung eines sensiblen Tastsinnes – der Palpationsfähigkeit – um Unterschiede von Gewebequalitäten feststellen zu können. Aus diesen Informationen und Fähigkeiten erschließe sich die notwendige Art der „Manipulation“ (Behandlung) von allein, sodass keine Verwirrung aufgrund von „gefährlichem Halbwissen“ oder „manipulative Pfuscherei“ durch reine Nachahmung beschriebener Abläufe auftrete.
Eines dieser Prinzipien, die man beachten müsse, sei das grundlegende Vertrauen in die Natur zum Aufbau und Wiederherstellen von Strukturen. Dieses Vertrauen könne nicht „entliehen“ werden in der Erwartung, seine Anwendung würde automatisch zum Erfolg führen, sondern es müsse zur inneren Überzeugung werden.
Diese Überlegungen, die McConell schon vor über 100 Jahren im Journal of the American Osteopathic Association veröffentlichte, haben bis heute nichts von ihrer Relevanz für die osteopathische Ausbildung verloren.
Referenz:
McConnel CP (1917): Significance of Principle, Journal of the American Osteopathic Association