DE-74-AO-Release-

 

Der Nervus vagus spielt als Hauptnerv des parasympathischen Anteils des autonomen Nervensystems eine wichtige Rolle in der Kontrolle der Herzfrequenz. Die anatomische Beziehung zwischen dem Vagus zu den muskuloskelettalen Strukturen im oberen Bereich der Halswirbelsäule legt die Vermutung nahe, dass lokale Entzündungsprozesse, Ödeme, hypertone Muskeln oder andere somatische Dysfunktionen einen chemischen oder komprimierenden Effekt auf den Vagus und damit auf seine optimale Funktion haben können. Dies kann im Umkehrschluss bedeuten, dass eine osteopathische Behandlung in dieser Region, zum Beispiel durch ein OA-Release (Lösen des Atlanto-Okzipital-Gelenkes), ebenfalls einen Einfluss auf die vagale Funktion haben könnte.

Ein amerikanisches Forscherteam untersuchte in diesem Zusammenhang in einer klinischen Studie im within-subjekt Crossover-Design den akuten Effekt einer subokzipitalen Dekompression auf die autonome kardiale Kontrolle.

Dafür erhielten 19 gesunde, junge Erwachsene drei verschiedene experimentelle Interventionen in zufälliger Reihenfolge: zervikales OMT (Osteopathic Manipulative Treatment), Schein- Manipulation und Zeitkontrolle. Vor und nach jeder Behandlung wurde ein sechs minütiges EKG aufgezeichnet und daraus zeit- und frequenzbasierte Parameter der Herzfrequenzvariabilität errechnet.

In der Ruheherzfrequenz und den HFV- Parametern fanden sich zwischen den Baseline- Perioden vor den Interventionen keine signifikanten Unterschiede. Das OMT- Protokoll resultierte in einem Anstieg des Parameters SDNN (p< 0,01), einem Anstieg im HF-Band (p= 0,03) und einer Abnahme der LF/HF-Ratio (p= 0,01) im Vergleich zu den Schein-Behandlungs- und der Zeitkontroll-Bedingungen. Diese Ergebnisse sprechen für eine gesteigerte Gesamtvariabilität und eine verbesserte Funktion des Parasympathikus. Zwischen Scheinbehandlung und der Zeitkontrolle wurden keine signifikanten Unterschiede ermittelt (p> 0,11 für alle Variablen).

Die Ergebnisse zeigen, dass bereits ein 2-3 minütiges OA-Release in Verbindung mit zwei vorbereitenden Weichteiltechniken (5 min) einen akuten Effekt auf die Herzfrequenzvariabilität im Sinne einer Optimierung der Vagusfunktion bei Gesunden haben kann. Der Nutzen dieses Einflusses und Langzeiteffekte sollten in weiteren Studien erarbeitet werden.

 

Referenz:  Giles PD, Hensel KL, Pacchia CF, Smith ML. Suboccipital decompression enhances heart rate variability indices of cardiac control in healthy subjects. J Altern Complement Med. 2013 Feb;19(2):92-6. doi: 10.1089/acm.2011.0031. Epub 2012 Sep 20.

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